Zwischenzeugnis

Definition: Was ist ein Zwischenzeugnis?

Als Zwischenzeugnis bezeichnet man ein Arbeitszeugnis, das der Arbeitnehmer während des Arbeitsverhältnisses anfordert und erhält. Es beinhaltet sachliche Fakten, Leistungen und Erfolge, die der Angestellte bisher in seiner Position im Unternehmen erreicht hat. Mitarbeiter können ein Zwischenzeugnis jederzeit bei ihrem Arbeitgeber anfragen, allerdings haben sie keinen gesetzlichen Anspruch auf dieses. Die Entscheidung zur Aushändigung liegt beim Arbeitgeber selbst, wurde zu Beginn des Beschäftigungsverhältnisses im Arbeitsvertrag geregelt oder steht in einem Tarifvertrag.

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?

Arbeitnehmer haben grundsätzlich kein Recht auf ein Zwischenzeugnis – es sei denn, ihr Arbeitsvertrag oder ein Tarifvertrag beinhaltet eine entsprechende Regelung. Das Dokument steht damit im Gegensatz zum Arbeitszeugnis, für welches am Ende eines Arbeitsverhältnisses ein gesetzlicher Anspruch gemäß § 109 GewO für Angestellte besteht (nach sechs Wochen Betriebszugehörigkeit). Arbeitgeber dürfen die Bitte nach einem Zwischenarbeitszeugnis also ablehnen.

Es kann sich allerdings ein Anspruch ergeben, wenn ein berechtigtes Interesse besteht. Fälle, die unter ein solches fallen, sind allerdings nicht gesetzlich festgehalten. Oftmals sind Gründe, mit denen Arbeitnehmer einen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis durchsetzen können, folgende:

  • Abteilungswechsel/Versetzung
    Wechselt der Arbeitnehmer die Abteilung im Unternehmen oder wird zu einem anderen Standort versetzt, erhält er einen neuen Chef. Daher ist ein Zwischenzeugnis vom bisherigen Vorgesetzten sinnvoll.
  • Vorgesetztenwechsel
    Bei einem Vorgesetztenwechsel in der eigenen Abteilung haben Mitarbeiter einen Anspruch auf eine Leistungsbeurteilung von ihrem bisherigen Chef.
  • Beförderung
    Mit einer Beförderung ändern sich in der Regel die Aufgaben und Verantwortungsbereiche des Mitarbeiters. Daher ist der Wunsch nach einer Beurteilung der bisherigen Tätigkeiten gerechtfertigt.
  • Längere Abwesenheiten
    Angestellte, die beispielsweise in Elternzeit gehen oder ein Sabbatical machen, nennen die längere Auszeit als Grund. Vor einer längeren Abwesenheit können Mitarbeiter eine Beurteilung verlangen.
  • Langjährige Unternehmenszugehörigkeit
    Arbeitnehmer, die bereits mehrere Jahre in einem Unternehmen arbeiten und bisher noch keine schriftliche Dokumentation ihrer Leistung erhalten haben, nutzen dies als Grund für eine Beurteilung.
  • Weiterbildungen/Fortbildungen
    Strebt der Mitarbeiter eine Weiterbildung an, kann er mit dem Vorgesetzten anhand eines Zwischenzeugnisses beurteilen, welche Richtung für diese sinnvoll ist. In manchen Fällen benötigen Arbeitnehmer für eine Fortbildung sogar ein solches Dokument.
  • Betriebsübernahme
    Findet eine Betriebsübernahme oder eine Fusion statt, ist dies ein plausibler Grund für ein Zwischenzeugnis vom aktuellen Vorgesetzten. Oftmals sind die Auswirkungen nämlich Kündigungen oder Veränderungen in der Organisationsstruktur.
  • Geplanter Stellenabbau
    Planen Unternehmen einen Stellenabbau, beispielsweise betriebsbedingt, ist ein Zwischenzeugnis für viele Arbeitnehmer ein Selbstschutz für den Fall einer Kündigung und der daraus folgenden Stellensuche.
  • Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch einen Aufhebungsvertrag oder Auslaufen eines befristeten Arbeitsverhältnisses
    In diesen Situationen ist der Nachweis der bisherigen Tätigkeiten für die neue Jobsuche von Bedeutung. Da das aktuelle Arbeitsverhältnis zunächst aber noch für eine gewisse Zeit besteht (je nach Arbeits- oder Tarifvertrag), ergibt ein Zwischenzeugnis für Bewerbungen Sinn. Andernfalls müssten diese ohne Dokumentation der bisherigen Arbeitsleistungen verschickt werden.

(Quellen: BAG v. 21.01.93 - 6 AZR 171/92, BAG v. 01.10.1998 - 6 AZR176/97)

Ein Zwischenzeugnis kann Ihre Mitarbeiter motivieren, wenn die Arbeitsleistung gut bewertet wird. Lesen Sie in unserem Ratgeberartikel Arbeitsmotivation: Immer mehr Arbeitnehmer sind unzufrieden, welche Faktoren ebenfalls die Arbeitszufriedenheit beeinflussen!

Was ist der Unterschied zwischen einem einfachen und einem qualifizierten Zwischenzeugnis?

Arbeitnehmer können sowohl ein einfaches als auch ein qualifiziertes Zwischenzeugnis anfordern.

Ein einfaches Zeugnis beinhaltet lediglich sachliche Fakten, die objektiv und prüfbar sind. Dazu zählen beispielsweise die Dauer der bisherigen Betriebszugehörigkeit oder Aufgaben, Projekte und Verantwortungsbereiche, die der Arbeitnehmer übernommen hat beziehungsweise an denen er momentan arbeitet.

Das qualifizierte Zwischenzeugnis enthält dieselben sachlichen Fakten des einfachen Dokuments. Zusätzlich befinden sich in diesem aber auch Bewertungen der Leistungen durch den Arbeitgeber sowie einer Beurteilung des sozialen Verhaltens. Die Verhaltensbewertung umfasst beispielsweise Soft Skills oder den Umgang mit Vorgesetzten und Kollegen.

Einfaches und qualifiziertes Zwischenzeugnis

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Bittet Ihr Mitarbeiter Sie um ein Zwischenzeugnis, können Sie dies nutzen, um den Angestellten zu motivieren und gegebenenfalls umzustimmen, falls dieser eine Kündigung beabsichtigt. Mit einer guten Bewertung seiner Arbeitsleistung und seines Sozialverhaltens legen Sie den Grundstein für eine positive weitere Zusammenarbeit.

Wie ist ein Zwischenzeugnis aufgebaut?

Der Aufbau des Zwischenzeugnisses ist ähnlich zu dem eines Arbeitszeugnisses. Der Unterschied ist, dass es im Präsens formuliert wird, da der Mitarbeiter gegenwärtig im Unternehmen arbeitet. Daher besitzt es auch kein Beendigungsdatum. In der Regel gleicht der Aufbau folgendem Schema:

Muster für ein Zwischenzeugnis

1. Briefkopf des Arbeitgebers

2. Überschrift

In der Regel lautet die Überschrift „Zwischenzeugnis”.

3. Persönliche Daten des Arbeitnehmers

  • Name
  • Geburtsdatum
  • Wohnort
  • Beginn des Arbeitsverhältnisses (Im Gegensatz zum Arbeitszeugnis ist kein Ende angegeben, da das Beschäftigungsverhältnis noch besteht.)

4. Unternehmensbeschreibung

Die Unternehmensbeschreibung enthält:

  • den Namen des Unternehmens
  • die Branche
  • das primäre Tätigkeitsfeld
  • die Größe des Unternehmens
  • die Anzahl der Mitarbeiter
  • die Rechtsform und
  • den Standort

Oftmals haben Unternehmen eine Standard-Beschreibung, die sie beispielsweise für Zwischenzeugnisse und Endzeugnisse nutzen.

5. Stellenbezeichnung und Beschreibung der Aufgaben des Angestellten

Der Arbeitgeber erläutert die Position des Mitarbeiters sowie dessen Funktion im Unternehmen. Er beschreibt die Tätigkeiten, die der Arbeitnehmer regelmäßig, dauerhaft und unregelmäßig (dafür aber mit hoher Wichtigkeit) erledigt, und sortiert diese nach ihrer Relevanz. Die Aufzählung kann in einem Fließtext oder in Stichpunkten erfolgen. Hat der Mitarbeiter eine Personalverantwortung (beispielsweise Budgetverantwortung) in der Firma, kann der Vorgesetzte diese ebenfalls aufführen.

6. Beurteilung der Leistung

Der Vorgesetzte bewertet die bisherige Arbeitsleistung des Angestellten. Relevante Aspekte, die er beurteilt, sind folgende:

  • Arbeitsbereitschaft, Arbeitsmotivation
  • Arbeitsbefähigung
  • Fachwissen, Verantwortungsfelder
  • Arbeitsweise, Arbeitsstil
  • Bisherige Arbeitserfolge
  • Führungsleistung

7. Beurteilung des Sozialverhaltens

Der Arbeitgeber bewertet das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen (Teamfähigkeit) und Kunden sowie externen Geschäftspartnern. In diesem Punkt spielt genau diese Reihenfolge eine wichtige Rolle. Weichen Vorgesetzte von der Reihung ab, ist dies ein Hinweis dafür, dass der Umgang mit dem Chef nicht immer korrekt war.

8. Grund der Ausstellung des Zwischenzeugnisses

Für die Ausstellung des Zwischendokuments gibt es verschiedene Gründe. In der Regel sollte der Arbeitgeber den individuellen Anlass des Mitarbeiters aufführen. Gründe für ein Zwischenarbeitszeugnis werden in diesem Artikel in einem eigenen Absatz behandelt.

9. Schlussformel

Der Arbeitgeber bedankt sich für die bisherige Zusammenarbeit und bestärkt den Wunsch nach einer Fortsetzung.

10. Unterschrift, Datum, Firmenstempel

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Möchten Sie dem Zwischenzeugnis Ihres Mitarbeiters eine persönliche Note geben, können Sie seine besonderen Erfolge explizit erwähnen. Dadurch besteht das Dokument nicht nur aus gängigen Formulierungen und Phrasen und ist individuell auf den Arbeitnehmer angepasst.

Welche Formulierungen finden sich im Zwischenzeugnis?

Arbeitgeber müssen in einem Zwischenzeugnis ein wahrheitsgemäßes und vollständiges Bild über den Angestellten transportieren. Der Inhalt ist klar und verständlich zu formulieren. Das Dokument muss alle Beurteilungen und Tatsachen enthalten, die für eine Gesamtbewertung notwendig sind. Außerdem muss der Vorgesetzte das Zeugnis wohlwollend verfassen, da es den beruflichen Werdegang des Mitarbeiters nicht unnötig erschweren darf. Das bedeutet allerdings nicht, dass nicht erfüllte Anforderungen unerwähnt bleiben müssen, solange sie der Wahrheit entsprechen.

Für Zwischenzeugnisse gibt es allgemein bekannte Formulierungen, die sich in Noten für den Arbeitnehmer umwandeln lassen.

Zwischenzeugnis-Note sehr gut:
Frau XY erfüllt die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Mit XYs herausragenden Leistungen sind wir stets mehr als zufrieden.

Zwischenzeugnis-Note gut:
Frau XY erfüllt die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
Mit XYs guten Leistungen sind wir stets äußerst zufrieden.

Zwischenzeugnis-Note befriedigend:
Frau XY erfüllt die ihr übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit.
Mit XYs angemessenen Leistungen sind wir zufrieden.

Zwischenzeugnis-Note ausreichend:
Frau XY erfüllt die ihr übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit.
Mit XYs Leistungen sind wir ausreichend zufrieden.

Zwischenzeugnis-Note mangelhaft:
Frau XY erfüllt die ihr übertragenen Aufgaben überwiegend zufriedenstellend.
Mit XYs Leistungen sind wir überwiegend/größtenteils zufrieden.

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Welche Gründe gibt es für ein Zwischenzeugnis?

Oftmals wundern sich Arbeitgeber, weshalb ein Mitarbeiter während der Anstellung nach einer Dokumentation seiner Leistung verlangt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, die nicht unbedingt mit einer möglichen Kündigung zusammenhängen. Trotzdem ist eine zeitnahe Kündigung zu 80 Prozent der Anlass, weshalb ein Angestellter ein Zwischenzeugnis anfordert. Gründe, die dagegen beinhalten, dass der Mitarbeiter im Unternehmen bleiben möchte, sind folgende:

  • Leistungsbeurteilung
    Anhand eines Zwischenzeugnisses sieht der Arbeitnehmer, wie sein Vorgesetzter seine Leistung bewertet. Daraus kann er Hinweise für die berufliche Weiterentwicklung im Unternehmen ziehen. Außerdem kann er ein Zeugnis, das mindestens mit gut bewertet ist, für Gehaltsverhandlungen nutzen. Beurteilt sein Chef die Arbeitsleistung nur mittelmäßig oder sogar schlecht, kann ein Mitarbeitergespräch helfen.
  • Selbstschutz
    Oftmals beantragen Angestellte, die vor einer großen beruflichen Herausforderung stehen, ein Zwischenzeugnis. Eine solche kann beispielsweise die Leitung eines wichtigen Projektes, das Schwierigkeiten mit sich bringt, sein. Der Mitarbeiter kann sich im Falle eines Scheiterns auf seine bisherigen Erfolge berufen und seinen Chef mit dem Zwischenzeugnis an diese erinnern.
  • Bindungswirkung/Grundlage für ein gutes Arbeitszeugnis
    Die Bindungswirkung hängt mit einer Kündigung als Grund zusammen, allerdings ist diese noch nicht in naher Zukunft beabsichtigt. Möchte der Arbeitnehmer in ein paar Jahren den Job wechseln, kann der Vorgesetzte bei einem Endzeugnis nicht stark von dem Zwischenzeugnis abweichen. Hierfür würde er triftige Gründe brauchen und müsste eine erhebliche Leistungs- oder Verhaltensänderung beweisen.

Beispiel Zwischenzeugnis

Sebastian steht ein Vorgesetztenwechsel bevor, da seine derzeitige Chefin Marina zwei Jahre in Elternzeit geht. Er arbeitet bereits seit drei Jahren im Projektcontrolling, der Abteilung von Marina. Da er nicht weiß, ob oder inwiefern sich seine Aufgaben unter dem neuen Vorgesetzten Lars ändern werden, beantragt er eine aktuelle Leistungsbeurteilung mittels eines qualifizierten Zwischenzeugnisses bei Marina. Sebastian hat nicht vor, das Unternehmen zu verlassen. Er möchte sich mit dem Dokument lediglich für seine weitere berufliche Zukunft absichern, falls unerwartete Veränderungen auftreten, die ihn doch zu einem Verlassen der Firma bewegen (beispielsweise Unzufriedenheit mit seinem neuen Chef oder neuen Aufgabenbereichen).

Gibt es eine Frist für das Zwischenzeugnis?

Es gibt keine Frist für den Arbeitgeber, bis wann er das Zwischenzeugnis fertig haben muss. Hat der Angestellte aber triftige Gründe für das Dokument, muss der Vorgesetzte dieses unverzüglich ausstellen.

Gibt es ein Zwischenzeugnis in der Ausbildung?

Für manche Berufsausbildungen ist der Anspruch auf ein Zwischenzeugnis durch Tarifverträge oder Gewerkschaften geregelt. Eine andere Rechtslage als für einen normalen Arbeitnehmer liegt hier dennoch nicht vor. Bedeutet: Auch Auszubildende haben grundsätzlich keinen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis. Allerdings erhalten sie normalerweise bereits regelmäßige Leistungsbeurteilungen durch ihre Ausbildungsleiter.

Katharina Bensch

Katharina Bensch ist die Clockodo-Expertin für Themen rund um den Arbeitsalltag.
Mit zertifiziertem Fachwissen zu rechtlichen Arbeitsthemen und vielfältiger Erfahrung als Redakteurin betreut sie das Clockodo-Info-Portal.

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