Wechselschicht

Ärzte und Pflegepersonal laufen durch einen Krankenhausflur.
Aktualisiert am 18. März 2025
Autorin Kati
Geschrieben von Katharina Jaretzke

Mit Wechselschichten decken Unternehmen rund um die Uhr betriebliche Abläufe ab. Mitarbeiter wechseln zwischen Früh-, Spät- und Nachtschicht. Der Artikel zeigt Merkmale, Herausforderungen und Regelungen.

Definition: Was ist Wechselschicht?

Wechselschicht beschreibt ein Arbeitszeitmodell, in dem Arbeitnehmer in verschiedenen Schichten arbeiten. Zu den Schichten gehören Früh-, Spät- und Nachtschichten. Diese stehen für den Mitarbeiter in einem bestimmten, gleichmäßigen Rhythmus an, dem Schichtplan. Alle Angestellten arbeiten in diesem Turnus und wechseln sich bei den Arbeitsschichten ab. Freie Tage zwischen den Schichten heißen Freischichten.

In der Wechselschicht ist der Betrieb rund um die Uhr besetzt, da stets jemand arbeitet. Dafür hat sich die Abkürzung „Konti“ etabliert.

„Arbeit in Wechselschicht“ bedeutet, dass jemand in einem Unternehmen mit Wechselschicht arbeitet. Der Begriff heißt nicht automatisch, dass der eine Mitarbeiter Wechselschicht hat. Schichtarbeit bezeichnet ein ähnliches Modell. Hier reichen Früh- und Spätschicht aus, die über einen normalen Achtstundentag hinausgehen, jedoch die Nacht nicht einschließen.

Im Arbeitsrecht sind Wechselschichtarbeiter mit den Nachtarbeitern zu vergleichen, was ihre Arbeitszeiten angeht (§ 6 Arbeitszeitgesetz).

Begriffsabgrenzung: Wechselschicht, Wechseldienst und Wechselschichtsystem

Die Begriffe Wechselschicht, Wechseldienst und Wechselschichtsystem werden häufig synonym verwendet, unterscheiden sich jedoch in ihrer Bedeutung.

  • Wechselschicht bezeichnet eine Arbeitsform, bei der Mitarbeitende in einem festgelegten Rhythmus zwischen verschiedenen Schichten – meist Früh-, Spät- und Nachtschicht – wechseln. Dabei ist der Betrieb rund um die Uhr besetzt, sodass kontinuierlich gearbeitet wird.
  • Wechseldienst wird oft als allgemeinerer Begriff genutzt und findet insbesondere in Berufen mit Schichtarbeit Anwendung, wie im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Dienst. Hier kann der Wechsel zwischen verschiedenen Dienstzeiten flexibler gestaltet sein, ohne dass zwingend eine kontinuierliche Besetzung über 24 Stunden hinweg erforderlich ist.
  • Wechselschichtsystem beschreibt die organisatorische Struktur hinter der Wechselschicht. Es umfasst die konkrete Planung und Einteilung der Schichten sowie die Rotation der Mitarbeitenden innerhalb eines definierten Zeitraums. Gängige Wechselschichtsysteme sind beispielsweise das Zwei-, Drei- oder Vierschichtmodell, die jeweils unterschiedliche Betriebszeiten und Erholungsphasen vorsehen.
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Welche verschiedenen Schichtmodelle gibt es?

In welches Schichtsystem ein Unternehmen die Arbeitszeiten teilt, ist ihm überlassen. Es bietet zwei Schichten, Früh und Spät, und somit Schichtarbeit an. Kommt Nachtarbeit als dritte Schicht dazu, stellt es Wechselschichtarbeiter ein.

Das Zweischichtmodell spart die Nachtarbeit aus, die den Arbeitgeber teurer kommt und Mitarbeiter aus ihrem Rhythmus reißt. Es deckt aber nicht 24 Stunden ab und das Unternehmen steht für mehrere Stunden still. Eine Nacht- und eine Frühschicht oder eine Spät- und eine Nachtschicht sind ebenfalls denkbar.

Bei dem Dreischichtmodell dauert eine Schicht üblicherweise acht Stunden und der gesamte Tag ist gefüllt. Um welche Uhrzeiten die einzelnen Schichten beginnen, variiert. Mitarbeiter müssen sich jedoch ständig umgewöhnen und mit Jetlag arbeiten.

Ein Vier- oder mehrere Schichtmodell verlangt den Mitarbeitern weniger Anstrengung ab. Zudem überlappen sich die Anwesenheiten und es ist Zeit für eine Übergabe.

In welchen Branchen ist die Wechselschicht üblich?

Wechselschicht wird in vielen Bereichen eingesetzt, in denen ein durchgehender Betrieb erforderlich ist. Dazu gehören unter anderem:

  • Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Rettungsdienste)
  • Industrie & Produktion (Fertigungsbetriebe, Automobilindustrie, Chemieindustrie)
  • Energieversorgung (Kraftwerke, Netzbetreiber, Stadtwerke)
  • Transport & Logistik (Flughäfen, Bahnbetriebe, Speditionen)
  • Sicherheitsdienste & Polizei (Feuerwehr, Polizei, Werkschutz, Militär)

Vor- und Nachteile der Wechselschicht

Wechselschicht ermöglicht Unternehmen einen durchgehenden Betrieb und ist in vielen Branchen unverzichtbar – sei es in der Industrie, im Gesundheitswesen oder im Kundenservice. Gleichzeitig bringt dieses Arbeitszeitmodell sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer Vor- und Nachteile mit sich. Die folgende Tabelle stellt diese gegenüber:

Vorteile Nachteile
Unternehmen können rund um die Uhr produzieren, was Stillstandskosten vermeidet. Spontane Ausfälle, z. B. durch Krankmeldungen, sind schwer zu kompensieren.
Kontinuierliche Servicezeiten in wichtigen Bereichen wie Gesundheitswesen, Energieversorgung oder Kundenservice. Arbeitnehmer haben oft unregelmäßige Freizeit, die nicht mit dem sozialen Umfeld übereinstimmt.
Klare Personaleinsatzplanung durch feste Schichtpläne. Gesundheitliche Belastung durch wechselnde Arbeitszeiten, insbesondere bei Nachtschichten.
Attraktive Zulagen für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit. Der biologische Rhythmus wird durch Schichtwechsel gestört, was zu Schlafproblemen führen kann.
Arbeitnehmer können ihre Arbeitszeit langfristig planen. Private Verpflichtungen, z. B. Familienleben, können durch unregelmäßige Arbeitszeiten erschwert werden.

Für alle Mitarbeiter haben Arbeitgeber eine Fürsorgepflicht. Besonders Arbeitnehmer in Wechselschicht müssen auf sich achten. Die Pflicht der Chefs geht weit darüber hinaus, Gefahren vorzubeugen.

Lesen Sie im Ratgeber über die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber!

Wie verhalten sich Wechselschicht und Arbeitszeiten?

Arbeitnehmer in Wechselschicht unterliegen denselben Regelungen zur Arbeitszeit wie alle anderen Angestellten. Das Arbeitszeitgesetz schreibt vor:

  • Pro Tag sind acht Stunden angesetzt. Auch in Wechselschicht sind Überstunden bis zu einer maximalen Arbeitszeit von zehn Stunden erlaubt.
  • Die gesetzlichen Pausenzeiten in der Wechselschicht sind klar festgelegt: Nach spätestens sechs Stunden Arbeit ist eine Pause erforderlich. Bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden beträgt die Pause mindestens 30 Minuten, bei mehr als neun Stunden sind es mindestens 45 Minuten.
  • Mindestens 15 Sonntage im Jahr sind frei.
  • Nach spätestens sechs Monaten ist der Abbau von Überstunden Pflicht. Überstunden aus einer Nachtschicht sind innerhalb von vier Wochen auszugleichen.

Nachtarbeit liegt laut Gesetz zwischen 23 und sechs Uhr vor. Für Bäckereien und Konditoreien zwischen 22 und fünf Uhr. Für einen Zuschlag ist es notwendig, dass ein Arbeitnehmer in dieser Zeit mehr als zwei Stunden arbeitet.

Im Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung sind andere Regelungen erlaubt. Hier ist meistens der Urlaubsanspruch geregelt. Bei einem Verstoß gegen die Gesetze zur Arbeitszeit, sowohl in Wechselschicht als auch für andere, wenden sich Arbeitnehmer an den Betriebsrat. Gibt es keinen, suchen sie das Gespräch mit dem Arbeitgeber oder einer Vermittlerperson. Als letzter Schritt ist eine Klage beim Arbeitsgericht möglich.

Beispiel Wechselschicht

Nikolai arbeitet in der Industrie in Wechselschicht. Sein Arbeitgeber Kolja hat sich für ein Dreischichtmodell in vier Wochen entschieden. So arbeitet Nikolai erst sieben Tage in Frühschicht und hat zwei Tage frei. Es folgen sieben Tage in Spätschicht und zwei freie Tage. Zuletzt hat er sieben Tage Nachtschicht und drei Tage frei. So vergehen 28 Tage und die Schichten starten immer am selben Wochentag.

Kolja ist in der Lage, seine Produktion 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr laufen zu lassen. Das ist wichtig, denn das Stoppen und erneute Anlaufen der Maschinen nimmt zu viel Zeit in Anspruch.

Laut Tarifvertrag hat Nikolai einen Anspruch darauf, mit 57 in Rente zu gehen. Außerdem gilt er als Nachtarbeiter und hat somit einen Anspruch auf ärztliche Untersuchungen, ob er für Nachtarbeit beziehungsweise Wechselschicht noch geeignet ist. Macht er Überstunden während der Nachtschicht, muss er diese innerhalb von vier Wochen abgelten oder ausbezahlt bekommen.

Zusätzlich ist Kolja laut Tarifvertrag verpflichtet, Nachtarbeit sowie Sonntagsarbeit zusätzlich zu vergüten und gewährt nachts 25 Prozent, ansonsten 50 Prozent Zuschlag.

Was steht zur Wechselschicht im Arbeitsrecht?

Angestellte in Wechselschicht behandelt § 6 Arbeitszeitgesetz wie Nachtarbeiter. Arbeitnehmer, die in Nachtarbeit beziehungsweise Wechselschicht arbeiten, haben Anspruch auf eine regelmäßige ärztliche Untersuchung. Diese zahlt alle drei Jahre der Arbeitgeber, ab dem 50. Lebensjahr des Angestellten jedes Jahr. Für den Anspruch ist es notwendig, dass der Mitarbeiter in mindestens 48 Nächten im Jahr für mehr als zwei Stunden zur Nachtzeit arbeitet.

Ist ein Beschäftigter körperlich nicht in der Lage, in Wechselschicht zu arbeiten, benötigt er ein ärztliches Attest. Andernfalls darf sein Unternehmen ihn (weiterhin) zur Wechselschicht einteilen.

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Hat Wechselschicht gesundheitliche Risiken?

Ein ständig wechselnder Tagesrhythmus wirkt sich auf Dauer negativ auf die Gesundheit aus. Müdigkeit und Stress stellen sich durch die Belastung ein. Wechselschicht kann weiterhin Krankheitsbilder wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Hormonstörungen, Bluthochdruck, Essstörungen, Nervosität, Abgeschlagenheit und Schlafstörungen begünstigen. Solche Symptome wirken sich auch auf die Arbeit und Konzentration aus. Beim Bedienen schwerer Maschinen oder bei viel Verantwortung ist das zu berücksichtigen, damit keine Unfälle entstehen.

Um Arbeitnehmern die Wechselschicht zu vereinfachen, empfehlen Experten einen Wechsel von Früh- über Spät- zur Nachtschicht. Nach höchstens drei Nachtschichten nacheinander sollten mindestens 24 Stunden Freizeit bestehen, um danach mit einer anderen Schicht weiterzumachen. Dies dient der Erholung, um das Schlafdefizit auszugleichen.

Insgesamt ist es ratsam, höchstens sieben Arbeitstage aufeinander folgen zu lassen.

Können Arbeitnehmer mit einem ärztlichen Attest verlangen, nur in der Frühschicht eingeteilt zu werden?

Grundsätzlich haben Arbeitnehmer keinen generellen Anspruch darauf, nur in der Frühschicht zu arbeiten. Allerdings kann ein ärztliches Attest, das gesundheitliche Einschränkungen bescheinigt, dazu führen, dass der Arbeitgeber eine Anpassung der Schichtzeiten prüfen muss.

Laut Arbeitsrecht und Fürsorgepflicht des Arbeitgebers muss dieser gesundheitliche Risiken für seine Mitarbeiter möglichst vermeiden. Ist nachweislich belegt, dass Schichtarbeit die Gesundheit erheblich beeinträchtigt, kann der Arbeitnehmer von der Wechselschicht befreit oder in eine andere Schicht eingeteilt werden. In der Praxis hängt dies jedoch von den betrieblichen Möglichkeiten und den Regelungen im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag ab.

In solchen Fällen sollten Arbeitnehmer frühzeitig das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen, um eine individuelle Lösung zu finden, die sowohl die Gesundheit des Mitarbeiters als auch die betrieblichen Abläufe berücksichtigt.

Autorin Kati
Geschrieben von Katharina Jaretzke

Katharina Jaretzke ist unsere Expertin für Unternehmertum sowie für Gründer-, Startup- und HR-Themen. Ihr Fachwissen zieht sie aus ihrem Studium der Medienwissenschaft sowie ihrer langjährigen Erfahrung als Redaktionsleitung und Portalmanagerin eines der größten deutschen Gründermagazine und ihrer Mitwirkung an der HR- und Recruiting-Konferenz DRX. Als Senior Content Marketing Managerin betreut sie bei Clockodo das Info-Portal mit redaktionellem Know-how und strategischem Blick – mit Fokus auf SEO, die Weiterentwicklung von Features und Layouts, Social Media und dem Kooperationsmanagement. 

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