Gibt es bei Vertrauensarbeitszeit Nachteile?
Das Vertrauensarbeitszeitmodell kann in der Praxis auch negative Auswirkungen haben. Der Arbeitgeber hat wenig Übersicht darüber, wann seine Mitarbeiter am Arbeitsplatz sind. Durch Home-Office-Regelungen lässt sich die Erreichbarkeit erweitern. Doch die Heimarbeit hat ebenso ihre Grenzen, zum Beispiel kann der Arbeitnehmer wichtige Unterlagen nicht einsehen.
Fehlt eine reguläre Arbeitszeit, ist es schwierig, Termine mit Arbeitskollegen und Meetings festzulegen. Es kommt zu mehr Mailverkehr und die persönliche Komponente geht ein Stück weit verloren. Dies kann dazu führen, dass die Zusammenarbeit im Team abnimmt und sich der Beschäftigte über die Projekte hinaus alleingelassen fühlt.
Wenn sich alle Mitarbeiter ihren eigenen Stundenplan erstellen, verliert nicht nur der Chef die Übersicht. Kunden reagieren möglicherweise irritiert, wenn ihre Anfragen zu typischen Bürozeiten lange unbeantwortet bleiben. Die Reaktion auf Notfälle und spontane Planänderungen verzögern sich, wodurch die flexible Arbeitszeit Einzelner die Flexibilität des Unternehmens einschränkt.
Darüber hinaus läuft der Chef Gefahr, sein Personal unbewusst zu überfordern. Leicht möglich ist, dass bei Vertrauensarbeitszeit Überstunden anfallen, die nicht dokumentiert werden. Vor allem im Home-Office summiert sich diese Zahl, auch wenn der Arbeitnehmer nur “mal eben” eine E-Mail schreibt. Diese Arbeitsweise steht nicht nur mit dem Gesetz im Konflikt. Auch die psychische Belastung kann sich dadurch deutlich erhöhen. Die Folgen sind hauptsächlich Stress und Druck, was auf Dauer zu mangelhaft verrichteter Arbeit und langfristig sogar zu Erkrankungen führen kann. Der Arbeitgeber muss vor diesem Hintergrund darauf achten, niemanden zu überlasten.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Mitarbeiter zu einer genauen Arbeitszeiterfassung anzuweisen, zum Beispiel lenkt er die Stunden mit einer Kernarbeitszeit in einen Rahmen. Der Chef achtet im Sinne seiner Fürsorgepflicht auf das Einhalten des Arbeitszeitgesetzes und den gesundheitlichen Schutz seiner Beschäftigten. Dazu gehört ein vernünftiges Projekt- und Zeitmanagement, das es jedem erlaubt, seine Aufgaben vernünftig zu erledigen.