Bewerbungsgespräch führen: 9 Fragen, die Sie nicht stellen

Bewerbungsgespräche sind wie ein Mythos. Viele Gerüchte kreisen um sie, Bewerber fürchten sich vor ihnen und geben die größten Schauergeschichten hinter vorgehaltener Hand weiter. Doch auch Arbeitgebern fällt ein Vorstellungsgespräch nicht leicht. Sie stellen sich als Unternehmen genauso vor wie die Kandidaten und machen sich im Vorfeld Gedanken über den Ablauf. Die richtige Strategie rettet die Situation, die richtigen Fragen bringen Chef und passenden Mitarbeiter zusammen. Ein Bewerbungsgespräch zu führen bedarf lediglich guter Vorbereitung, zum Beispiel mit einem vorbereiteten Gesprächsleitfaden.
Wie führe ich ein Vorstellungsgespräch?
Das Schema, mit dem Sie jedes Bewerbungsgespräch richtig führen, ist immer dasselbe. Vier Phasen unterteilen das Gespräch zwischen Bewerber und Arbeitgeber in eigene Sinnabschnitte: die Einleitung, die Vorstellung des Unternehmens, die Vorstellung des Bewerbers und den Schluss.
Welche Fragen stellen Arbeitgeber lieber nicht im Bewerbungsgespräch?

Die meisten Menschen kennen die typischen Fragen, mit denen zukünftige Arbeitgeber ihre Motivation und Stärken herausfinden möchten. Das ist das Problem für Unternehmen: Bewerber erwarten solche Fragen im Vorstellungsgespräch und legen sich im Vorfeld ihre Antworten zurecht. In allererster Linie bewerben sich Menschen um einen Job, um ihre Kosten zu decken. Überlegen Sie sich, was Sie tatsächlich erfahren möchten. Folgende neun Fragen lassen sich durch offenere, gewinnbringendere Fragen ersetzen, wenn Sie ein Bewerbungsgespräch führen:
Bonustipp für Sie: Eine Frage für viele Antworten
„Was stünde in der Stellenbeschreibung für diesen Job, wenn Sie diese schrieben?” Hier sollte der Bewerber nun auf die fachlichen, aber auch auf persönliche Kompetenzen eingehen. Er wird verraten, was er für den Job, auf den er sich bewirbt, für wichtig erachtet und welche dieser Fähigkeiten er besitzt. Denn nur diese werden die meisten Bewerber in dem Moment nennen oder hinzufügen, dass sie sich dort noch weiterbilden möchten.
Bevor Sie eine Frage stellen, überlegen Sie vor dem Gespräch, was diese bezweckt. Bekommen Sie auf die Frage wahrscheinlich eine vorgefertigte Antwort? Wenn Sie ein Bewerbungsgespräch führen, möchten Sie den Kandidaten wirklich kennenlernen. Fühlen Sie ihm mit außergewöhnlichen Fragen auf den Zahn und stellen keine geschlossenen Fragen. Im schlimmsten Fall antwortet er mit Ja oder Nein. Geben Sie ihm die Gelegenheit, von sich aus zu erzählen.
Einige Fragen sind im Vorstellungsgespräch verboten, nach Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz. Potenzielle Chefs erkundigen sich nicht nach
- Schwangerschaft und Familienplanung,
- Sexualität, Religion,
- Partei- oder Gewerkschaftszugehörigkeit,
- Familienmitgliedern und Verwandten,
- gesundheitlicher Situation oder
- Strafen und Schulden.
Was sind Faktoren für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch?
Neben sinnvollen Fragen und einem geplanten Ablauf gibt es weitere Faktoren, die ein Vorstellungsgespräch beeinflussen. Die Atmosphäre spielt eine wichtige Rolle. Fühlt der Bewerber sich wohl, spricht er freier und Sie lernen seine Persönlichkeit eher kennen. Führen Sie ein offenes Bewerbungsgespräch mit Raum für spontane Fragen und Erzählungen.
Zur Atmosphäre trägt die Sitzordnung bei. Ein Frontalgespräch mit mehreren misstrauischen Menschen schüchtert Kandidaten unnötig ein. Probieren Sie stattdessen eine Sitzordnung über Eck aus. Besonders mit mehreren Teilnehmern funktioniert das gut. Kommen Sie nicht zu spät und schalten Sie Ihr Handy aus. Legen Sie als Vorgesetzter dasselbe Verhalten an den Tag, das Sie sich vom Bewerber wünschen. Schließlich müssen auch Sie von sich überzeugen, als Arbeitgeber und Unternehmen, in dem der Kandidat willkommen und geschätzt ist.
Leitfaden Bewerbungsgespräch führen

Mit der richtigen Strategie und Vorbereitung führen Sie ein Vorstellungsgespräch, das dem Bewerber positiv in Erinnerung bleibt. Die einzelnen Tipps sind nicht kompliziert. Sie als Arbeitgeber tragen einen wichtigen Teil dazu bei, wie das Bewerbungsgespräch verläuft.
- Bereiten Sie sich vor. Alle Informationen über den Kandidaten haben Sie im Kopf oder schnell parat, wenn Sie sie benötigen. Lesen Sie die Bewerbungsunterlagen sorgfältig und notieren sich Fragen zu Punkten. Die Unterlagen und Notizen nehmen Sie mit ins Gespräch. Laden Sie das Personal ein, das teilnimmt.
- Bereiten Sie den Raum vor. Er ist zum Zeitpunkt frei und gut durchgelüftet. Die Sitzordnung steht fest und auf dem Tisch warten Getränke. Telefone im Raum sind stummgeschaltet. Jemand ist angewiesen, den Bewerber zu begrüßen und vom Empfang zum Raum zu führen.
- Sie leiten das Gespräch mit Smalltalk ein, bieten Sitzplatz und Getränk an und holen Ihre Notizen hervor.
- Dann führen Sie das Bewerbungsgespräch: Fangen Sie bei sich, den Kollegen und dem Unternehmen an und erklären dem Kandidaten, was auf ihn zukommen würde.
- Schließen Sie den Teil ab und leiten zum Bewerber über. Er stellt sich zunächst frei vor. Dann stellen Sie offene Fragen um herauszufinden, ob er geeignet ist und ins Team passt. Machen Sie sich Notizen zu Ihrem Eindruck, um später entscheiden zu können.
- Geben Sie dem Kandidaten die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Erklären Sie ihm dann, wie der weitere Verlauf aussieht und bieten Ihre Hilfe bei weiteren Fragen an.
- Beenden Sie das Gespräch, verabschieden den Bewerber mit Smalltalk und bringen ihn zur Tür.
- In der Nachbereitung gehen Sie die Notizen durch und vergleichen Ihre Eindrücke mit denen der anderen Anwesenden. Melden Sie sich im vereinbarten Zeitraum und verhandeln mit dem Wunschkandidaten letzte Rahmenbedingungen.
Ein Bewerbungsgespräch zu führen erfordert etwas Übung. Beim ersten Mal ist Nervosität beim Arbeitgeber genauso normal wie für einen Bewerber. Aus dem sagenumwobenen Vorstellungsgespräch machen Sie jedoch mit ein paar kleinen Tricks ein sinnvolles Treffen, bei dem sich Arbeitgeber und Kandidat kennenlernen.
Die Autorin

Katharina Bensch ist die clockodo-Expertin für Fachwissen rund ums Thema Arbeitswelt.
Hier gibt sie Tipps zum Arbeitsalltag für kleine und mittlere Unternehmen sowie Selbstständige.