13 Tipps auf dem Weg zum Freelancer werden
Freelancer werden beinhaltet einiges an Selbstorganisation. Auch eine gewisse Ruhe, falls etwas schief geht oder eine Auftragsflaute herrscht, schadet nicht. Wer den Überblick behält, alle notwendigen Vorkehrungen trifft, die Abgaben anspart und seine Arbeit kontinuierlich macht, hat gute Chancen. Viele digitale Programme unterstützen außerdem dabei, nichts zu vergessen und das papierlose Büro überallhin mitzunehmen. Mit einem durchdachten Businessplan und den richtigen Maßnahmen ist das Arbeiten als Freelancer eine interessante Alternative zur Vollzeit- oder Festanstellung.
Wie kann ich jetzt genau als Freelancer arbeiten? Ein gut durchdachtes Konzept hilft dabei. Schritt für Schritt gilt es, folgende Punkte zu durchdenken:
1. Reflektieren Sie Ihre Motivation und Ziele
Freelancer werden bedeutet, sich auf einen Weg mit Höhen und Tiefen einzulassen. Wer selbstständig arbeitet, braucht neben fachlicher Kompetenz vor allem Disziplin, Mut und Ausdauer. Es geht nicht nur darum, Aufträge zu erledigen, sondern sich ständig selbst zu motivieren, klare Ziele zu setzen und eigenverantwortlich an deren Umsetzung zu arbeiten. Dabei hilft es, eine Vision vor Augen zu haben. Dies kann beispielsweise die Freiheit, ortsunabhängig zu arbeiten, sein oder mehr Selbstbestimmung im Alltag zu gewinnen oder ein bestimmtes Einkommen zu erzielen. Wer sein Ziel kennt, trifft Entscheidungen gezielter und übersteht auch schwierige Phasen mit größerer Gelassenheit. Die innere Haltung entscheidet mit über den langfristigen Erfolg als Freelancer.
2. Wählen Sie eine Spezialisierung, in der Sie sich positionieren können
Das Angebot eines Freelancers ist sein Kapital. Seine Produkte oder Dienstleistungen bilden seine Existenzgrundlage. Der Selbstständige macht seinen potenziellen Kunden klar, was er anbietet und warum sie genau das von ihm brauchen. Mit einer klaren Spezialisierung hebt er sich von der Konkurrenz ab und positioniert sich als Experte. Wer seine Stärken kennt und gezielt einsetzt, schafft Vertrauen und gewinnt leichter Kunden, die wirklich zu ihm passen.
3. Finden Sie den für sich passenden Arbeitsplatz
Von zu Hause aus, in einem Co-Working Space mit anderen Freelancern oder irgendwo in der Welt – die Ortswahl steht, zumindest für einen gewissen Zeitraum, fest. Wer neu in der Branche ist, probiert aus, wo und wie er am besten arbeiten kann. Digitale Nomaden reisen von Ort zu Ort, andere richten sich ihr Büro in der Heimatstadt nach ihren Wünschen ein, die dritten sitzen mit Pyjama im Home-Office.
4. Informieren Sie sich über rechtliche Rahmenbedingungen
Freelancer müssen sich mit der rechtssicheren Gestaltung von Verträgen auskennen. Schriftliche Regelungen sorgen für Klarheit und schützen im Streitfall beispielsweise bei Projektverträgen, AGB oder Vereinbarungen zur Nutzungsübertragung.
Wer eine geschäftlich genutzte Website betreibt, muss zudem ein vollständiges Impressum und eine Datenschutzerklärung gemäß DSGVO bereitstellen. Bei Verstößen drohen Abmahnungen. Hier lohnt es sich, auf juristisch geprüfte Vorlagen zurückzugreifen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Auch folgende rechtliche Punkte müssen Freelancer beachten:
- Rechnungsstellung: Pflichtangaben wie Steuernummer, Leistungsdatum, Rechnungsnummer, Umsatzsteuer (außer bei Kleinunternehmerregelung) sind gesetzlich vorgeschrieben.
- Urheberrecht: Eigene Werke sind automatisch geschützt. Gleichzeitig müssen fremde Inhalte rechtssicher verwendet werden.
- Genehmigungspflichtige Tätigkeiten: In bestimmten Branchen (zum Beispiel Handwerk, Gesundheit, Bildung) gelten besondere Anforderungen oder Zulassungen.
Überblick über die freien Berufe nach § 18 EStG
Freie Berufe sind gesetzlich in § 18 des Einkommensteuergesetzes (EStG) definiert. Sie gelten als nicht gewerblich, unterliegen nicht der Gewerbesteuerpflicht und erfordern keine Gewerbeanmeldung. Zu den Katalogberufen zählen unter anderem:
- Heilberufe: Ärzte, Zahnärzte, Heilpraktiker, Psychotherapeuten, Hebammen, Physiotherapeuten
- rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Berufe: Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer
- naturwissenschaftliche und technische Berufe: Ingenieure, Architekten, Geologen, Patentanwälte
- künstlerische und publizistische Berufe: Journalisten, Texter, Autoren, Designer, Musiker
- Lehrende Berufe: Dozenten, Lehrer, Nachhilfelehrer, Coaches
Neben diesen Katalogberufen erkennt das Finanzamt auch sogenannte "ähnliche Berufe" an wie IT-Berater, Softwareentwickler oder Marketingberater, sofern diese eine vergleichbare Qualifikation und eigenverantwortliche Tätigkeit aufweisen. Die Einstufung ist nicht immer eindeutig und hängt vom konkreten Tätigkeitsbild ab. Deshalb empfiehlt es sich, eine präzise Leistungsbeschreibung im steuerlichen Erfassungsbogen anzugeben und im Zweifel professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
5. Prüfen Sie, ob Sie sich freiberuflich oder gewerblich anmelden müssen
Freiberufler melden sich lediglich beim Finanzamt und erfragen einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Für die anderen Freelancer steht ein Besuch beim Gewerbeamt an, da sie einen Gewerbeschein brauchen. Freelancer werden sowohl vom Gewerbeamt als auch vom Finanzamt zur Kasse gebeten, deswegen sparen sie Rücklagen an, um Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuer zu zahlen.
Ausnahme hiervon ist die Kleinunternehmerregelung. Das heißt, im vergangenen Jahr haben sie nicht mehr als 22.000 Euro (ab 2020) verdient und melden sich aber trotzdem beim Finanzamt an. Die Anmeldung bringt die Steuernummer, die auf die Rechnung an die Kunden gehört.
6. Verschaffen Sie sich Klarheit über Ihre steuerlichen Pflichten
Wer Freelancer werden will, gewöhnt sich am besten schnell einen umsichtigen Umgang mit dem eigenen Geld an. Von den Einnahmen, die jeder Selbstständige macht, zahlt er Einkommensteuer. Für die Einkommensteuer gibt es einen Grundfreibetrag, der sich jedoch jedes Jahr ändert.
Anders sieht es bei der Umsatzsteuer aus. Diese zahlen Freelancer erst, wenn sie im vorangegangenen Jahr mehr als 22.000 Euro (ab 2020) verdient haben und ihr Umsatz im laufenden Jahr 50.000 Euro nicht übersteigt. Andernfalls fallen sie unter die Kleinunternehmerregelung, bei der sie auf Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen. Übersteigt der Umsatz 50.000 Euro, fällt die Umsatzsteuer an.
Gewerbesteuer fällt für natürliche Personen und Personengesellschaften (worunter die meisten Freelancer fallen) erst bei einem Ertrag von mehr als 24.500 Euro pro Jahr an.
7. Sichern Sie sich mit den passenden Versicherungen ab
Freelancer kümmern sich eigenständig um ihre soziale Absicherung. In Deutschland gehört eine Krankenversicherung zur Pflicht. Während Arbeitgeber für Angestellte die Hälfte des Beitrags übernehmen, zahlen Selbstständige den vollen Betrag selbst. Manche bleiben freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung, andere entscheiden sich für eine private. Die Pflegeversicherung ist in der gesetzlichen automatisch enthalten, bei privaten Anbietern buchen Freelancer sie separat.
Zusätzlich sichern sich viele über freiwillige Versicherungen ab. Eine Berufshaftpflichtversicherung schützt vor finanziellen Schäden durch berufliche Fehler wie beispielsweise bei Beratungsfehlern, Datenverlust oder Verstößen gegen das Urheberrecht. Besonders in beratenden, kreativen oder IT-nahen Berufen gehört sie zur Grundausstattung.
Für den Ernstfall schließen viele Freelancer eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Sie springt ein, wenn sie wegen Krankheit oder Unfall dauerhaft nicht mehr arbeiten können. Da sie in solchen Fällen oft kein gesetzliches Auffangnetz haben, sorgt diese Versicherung für finanzielle Sicherheit im Alltag.
Auch die Altersvorsorge liegt in der eigenen Verantwortung. Freelancer zahlen nicht automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung ein, es sei denn, sie gehören zu bestimmten Berufsgruppen mit Rentenversicherungspflicht. Viele schließen freiwillig eine private Rentenversicherung ab, um für das Alter vorzusorgen oder legen regelmäßig Beträge zurück und sorgen so langfristig für mehr finanzielle Sicherheit im Ruhestand.
8. Kalkulieren Sie Ihren Stundensatz realistisch
Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung schätzen Selbstständige ihren Arbeitsaufwand für ihre Angebote gut ein. Die verbrauchte Zeit ändert sich mit mehr Arbeitserfahrung und bleibt anpassbar. Es ist aber wichtig, einzuschätzen, ob ein Auftrag schaffbar ist und wann der nächste an der Reihe ist. Der Stundensatz steht in Abhängigkeit dazu. Wenig Aufträge pro Monat bringen im besten Fall ausreichend Geld ein, genau wie viele kleine Aufträge. Der Stundenlohn enthält alle Kosten, die auf einen Freelancer privat und beruflich zukommen. Statt eines Stundenlohns gibt es auch das Konzept von Tages- oder Wochensätzen, Pauschalvergütungen für einen ganzen Auftrag oder Beträge pro Wort für Texter und Journalisten.
Alle Freelancer werden vom Umsatz ihr eigenes Gehalt und sämtliche weiteren Ausgaben bezahlen. Ein zu niedriger Stundensatz führt zu Frustration und Geldproblemen. Daher muss der Stundenlohn gut kalkuliert sein, um sowohl den Lebensunterhalt als auch Rücklagen für Steuern, Versicherungen und unvorhergesehene Ausgaben abzudecken. Nur so bleibt die Selbstständigkeit auf Dauer tragfähig und motivierend.
9. Bauen Sie finanzielle Rücklagen für Engpässe oder Auszeiten auf
Das Leben als Freelancer ist mit wenig Sicherheit verbunden. Aus diesem Grund gilt es, ausreichende Notgroschen anzulegen und für unerwartete Lebenssituationen gewappnet zu sein. Vom kleinen Laptop-Crash bis zur großen Katastrophe wie ein Pflegefall in der Familie will alles möglichst gut durchgestanden sein.
Für eine Auftragsflaute, Urlaub oder Krankheit und im Besonderen für die Rente legen Freelancer selbstständig Geld zurück. Den üblichen Umfang von Urlaub und Krankheit kalkulieren sie auch in ihren Stundensatz. Auch ein separates Sparkonto für Krisenzeiten bringt Struktur und schafft Ruhe in ungewissen Momenten.
10. Richten Sie ein Geschäftskonto ein und nutzen Sie digitale Tools
Auf einem Geschäftskonto haben Freelancer einen besseren Überblick über Einnahmen und Ausgaben als bei einer Mischung mit dem privaten Konto. Vom eigenen Konto gehen häufig persönliche Buchungen ab. Es empfiehlt sich, lieber den eigenen Lohn jeweils auf das private Konto umzubuchen. Ein drittes Konto zum Sparen für die Steuer ergibt ebenfalls Sinn.
Digitale Tools helfen, die Organisation effizient zu gestalten, den Überblick zu behalten und ortsunabhängig zu arbeiten:
- Im Cloud-Speicher sind alle aktuellen Projekte sicher. Selbst wenn der eigene Laptop den Geist aufgibt, kommt der verzweifelte Freelancer schnell und unproblematisch an seine Daten. Verschiedene Anbieter stellen eine festgelegte Menge an Speicher kostenlos zur Verfügung.
- Synchronisierte Online-Kalender erinnern die Selbstständigen auf jedem Gerät an ihre Termine. Wenn der Kalender auf dem Laptop, dem Handy und anderen Geräten derselbe ist, bleiben alle Termine im Hinterkopf.
- Online-Kommunikation klingt simpel, ist im Austausch mit den Kunden jedoch enorm wichtig. Neben E-Mails ist es sinnvoll, Details auch am Telefon zu besprechen oder sogar in einem Videochat.
- Ein Arbeitshandy trennt das Privatleben vom Freelancer-Dasein. Der Vorteil besteht darin, dass das Arbeitshandy auch einmal aus ist, wenn Qualitätszeit mit Freunden und Familie ansteht.
- Digitale Rechnungsanwendungen beinhalten alle eigenen Kunden und Projekte und schicken fertige Rechnungen direkt als E-Mail raus. So vergessen Freelancer keinen Auftrag und alle Rechnungen gehen an den Empfänger.
- Online Projektmanagement-Tools bieten einen genauen Überblick über alle Tasks. Viele Programme stellen eine digitale Pinnwand dar und die Aufgaben wirken wie Notizzettel. Freelancer werden mit einem durchdachten Projektmanagement den Kopf frei bekommen für ihre eigentliche Arbeit.
- Eine Zeiterfassung hilft, das Zeitmanagement für einzelne Projekte zu überblicken. Ein Zeiterfassungssystem wie Clockodo ziehen Selbstständige zu Rate, wenn sie ihre Stundensätze anpassen oder Aufträge planen.