Welche Modelle von Unternehmenskultur gibt es?
Verschiedene Modelle, die sich mit Unternehmenskulturen befassen, sind aus den wissenschaftlichen Fachbereichen Soziologie, Psychologie oder Ökonomie entstanden. Diese unterstützen Arbeitgeber dabei, die eigene Unternehmenskultur zu analysieren, besser zu verstehen und Veränderungsprozesse einzuleiten.
McKinsey 7-S
Das Modell von Peters und Waterman, die damals Berater bei McKinsey und Co. waren, beschränkt sich nicht nur auf die Unternehmenskultur, sondern weitet sich auf die gesamte Organisation aus. Das 7-S-Modell unterscheidet zwischen sichtbaren und nicht sichtbaren Elementen. Dabei sind die sichtbaren Elemente harte Faktoren, während die nicht sichtbaren weiche Faktoren sind.
Bei den harten Faktoren handelt es sich um Strategy, Structure, Systems.
Strategy beschreibt strategische Maßnahmen, auf Veränderungen der Umwelt zu reagieren.
Structure ist der interne Aufbau der Organisation (Abteilungen, Fachbereiche, …).
Systems meint Prozesse, mit denen man Strategy und Structure umsetzt.
Zu den weichen Faktoren gehören Skills, Style, Shared Values, Staff.
Skills sind die Fähigkeiten sowie Stärken des Betriebes.
Style beschreibt die Unternehmenskultur, welche aus Werten und Normen besteht.
Shared Values bezeichnen die geteilte Vision und den Purpose (Zweck) der Organisation und ihre Mitglieder.
Staff meint die Prozesse innerhalb des Personalwesens (Personalentwicklung, Personalmarketing, …).
Die kleinste Änderung eines Faktors hat Auswirkungen auf das ganze System. Die beiden Wissenschaftler verfolgen damit die Theorie, dass sich alle Elemente des Modells gegenseitig beeinflussen. Dabei haben allerdings die weichen Faktoren, die sich in einem kontinuierlichen Anpassungsprozess befinden, einen starken Einfluss auf die harten.
Für eine erfolgreiche Unternehmenskultur müssen sich alle sieben Faktoren des Modells in einem Gleichgewicht zueinander befinden. Ebenso ist es wichtig, dass die weichen Faktoren den Organisationsmitgliedern bewusst sind.
Unternehmenskultur nach Edgar Schein
Edgar H. Schein gilt als Vorreiter auf dem Gebiet der Organisationskulturforschung. Sein Modell teilt sich in drei wesentliche Ebenen: Grundannahmen, Werte und Normen, Artefakte.
Ebene 1 Grundannahmen
Die Grundannahmen bilden die unterste Ebene. Sie gelten als Grundorientierung oder Fundament des Unternehmens und beeinflussen die Wahrnehmung und das Handeln der Organisationsmitglieder.
Beispiel: Grundsätzliche Einstellungen
Ebene 2 Werte und Normen
Die Werte und Normen leiten sich laut Schein von den Grundannahmen ab und werden als Verhaltensstandards beschrieben. Diese teilen und akzeptieren die Organisationsmitglieder und leben sie teils bewusst, teils unbewusst.
Beispiel: Toleranz, respektvoller Umgang miteinander
Ebene 3 Artefakte
Das Resultat der zweiten Ebene bilden Artefakte. Für diese bietet die dritte Ebene ein Symbolsystem, welches aus sichtbaren Artefakten und bewussten Verhaltensmustern in der Unternehmenskultur besteht.
Beispiel: Umgangston, interne Struktur
Um einen Kulturwandel (cultural change) zu erzielen, müssen laut Schein die Grundannahmen verändert werden. Dies ist möglich, indem man bei den Werten und Normen ansetzt. Unterstützend wirken dabei feste Symbole für die Organisationsmitglieder.
Unternehmenskultur nach Hatch
Mary Jo Hatch lehnt sich mit ihrem Modell an das von Schein an. In ihrem sind die Ebenen allerdings ein Kreislauf und sie trennt die dritte Ebene in Artefakte und Symbole. Der Kreislauf symbolisiert, wie sich die Einzelteile reihum beeinflussen. Ziel ist es, durch das Kreislaufkonzept den Hergang und die Verbindung zwischen den Ebenen zu verdeutlichen:
- Die Grundannahmen manifestieren sich in den Werten.
- Die Werte wiederum realisieren sich in Artefakten.
- Die Artefakte werden in Symbolen deutlich.
- Und Symbole wiederum dienen zur Interpretation von Grundannahmen.
Hatch sagt, dass der Kulturwandel in allen Phasen des Kreislaufs stattfinden oder beginnen kann. Dabei ist wichtig, dass Veränderungen für alle Beteiligten wahrnehmbar sind und sich ein erkennbares Muster herauskristallisiert, sodass sich neue Rituale und Symbole bilden.
Eisbergmodell nach Hall
Edward T. Hall stützt sich mit seinem Modell auf sichtbare und unsichtbare Elemente der Unternehmenskultur. An der Oberfläche des Eisbergs befinden sich die sichtbaren Elemente der Organisationskultur. Auf dem wesentlichen Teil unter der Oberfläche hingegen befinden sich die unsichtbaren, die die sichtbaren Elemente maßgeblich bestimmen.
Zu den nicht sichtbaren Elementen auf der sogenannten Beziehungsebene gehören Grundannahmen, Werte, Gefühle, zwischenmenschliche Beziehungen und unbewusste Regeln. Die sichtbaren auf der Sachebene sind die Zielsetzungen, Regeln, Kommunikation, Leitbild und Vision der Organisation.
Hall behauptet, um einen Kulturwandel zu erzielen, müsste man den Eisberg auf den Kopf stellen. Auf diese Weise legt man die Beziehungsebene offen, sodass den Organisationsmitgliedern alle Elemente bewusst werden, um sie weiterentwickeln zu können.
Unternehmenskultur nach Hofstede
Geert Hofstedes Modell zur Unternehmenskultur zeigt diese als gemeinschaftliches Programm auf. Hofstede sieht Unternehmenskultur als kollektives Phänomen, dass sich durch die verschiedenen Beteiligten stets weiterentwickelt. Sein Modell baut sich als Zwiebel in vier Ebenen auf:
- Den Kern der Zwiebel bilden die Werte der Organisation. Diese verfestigen sich in den Praktiken der Gemeinschaft.
- Die erste Schicht steht für Rituale, also gemeinsame Aktivitäten der Organisationsmitglieder.
- Die zweite Schicht sind Helden, also Personen mit besonderem Stellenwert. Sie dienen den anderen Mitgliedern als moralischer Kompass.
- Die äußerste Schicht des Zwiebelmodells stellt die Symbole, wie Bilder und Gesten, dar. Diese werden nur von den Mitgliedern der Organisation verstanden und gelebt.
Für Hofstede ist ein Kulturwandel nur dann möglich, wenn man an den äußeren Schichten ansetzt, um den Kern zu verändern.
Zwei-Stufen-Modell nach Kotter und Heskett
In dem Zwei-Stufen-Modell differenzieren Kotter und Heskett Unternehmenskultur in Verhaltensnormen und geteilte Werte. Die Verhaltensnormen zeichnen sich in diesem Modell durch hohe Sichtbarkeit und Veränderbarkeit aus. Die gemeinsamen Werte hingegen sind wenig sichtbar und nur schwer zu verändern.
Daraus ergibt sich für einen angestrebten Kulturwandel, dass man an den Verhaltensnormen arbeiten und diese verändern muss, um an die geteilten Werte heranzukommen.